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Soldatenfrau- Und wo ist meine Medaille?

Ihr Lieben,

 

schön, dass ihr da seid. Macht es euch gemütlich, schnappt euch eine heiße Tasse Kakao-mit Extraportion Sahne, kuschelt euch auf´s Sofa und dann….Viel Spaß beim Lesen.

Wie oft habe ich angefangen-aufgehört, das Kapitel wieder neu eröffnet, wieder geschlossen, hin und her und her und hin- und doch kann ich mich von dem Gedanken, diesen Beitrag zu schreiben, nicht trennen, da er mich eigentlich rund um die Uhr beschäftigt. Seit 8 Jahren nun schon gehe ich Hand in Hand mit diesem einen wunderbaren Soldaten durch´s Leben, mal kreuz und quer, mal zurück, mal vor, mal schneller und mal langsamer, aber immer in die selbe Richtung.

Ich liebe diesen Mann bedingungslos, warum sonst hätte ich mich für das Leben mit einem Soldaten entschieden, wohl wissend ich würde die meiste Zeit ohne ihn sein, gelegentlich sogar 6 Monate am Stück meinen Weg allein gehen.

Ich habe mich ganz bewusst für dieses Leben mit ihm entschieden. Zum einen liebe ich ihn, zu anderen war ich schon immer ein Mensch, der auch Mal ganz gut allein klar kommt. Schon früh bin ich von zu Hause raus, habe schnell meine ersten Fehler gemacht, meine Erfahrungen gesammelt, die mich zu dem Menschen geformt haben, der ich heute bin. Ich bin früh Mama geworden und habe früh geheiratet. Lola war 8 Monate, als mein Mann das erste mal in den Kunduz flog.

6 Monate voller Angst und voller Sehnsucht. Diese Zeit war für mich und unsere Familie ganz furchtbar. Jeden Tag war ich Rande der Verzweiflung. Wie konnte ich es schaffen den Alltag allein mit so einem kleinen Baby zu bewältigen?

Es ging. Irgendwie ging es. Die Arbeit und die Zeit mit Lola haben mich dieses halbe Jahr irgendwie überstehen lassen.Es gab gute Tage, an denen es mir nicht so schwer fiel und es gab auch ganz furchtbare Tage, an denen ich dachte, ich würde das alles nicht schaffen.

Mein Schwiegervater, der selbst auch schon seit über 30 Jahren bei der Bundeswehr arbeitet, sagte kurz vor der Ankunft meines Mannes einen Satz, der mir auf ewig im Gedächtnis bleiben wird.

„Nicht nur die Männer verdienen eine Einsatzmedaille, auch die Frauen, welche zu Hause die Stellung halten, auf ihre Männer warten, sie mit stolzer Brust empfangen, die Kinder während dieser langen Zeit hüten und Vater und Mutter in einem sein müssen, die Soldatenfrauen geraten oft in Vergessenheit. Diese Frauen haben eine noch größere Medaille verdient!“

Ich war so berührt als ich dies hörte und bin es bis heute, denn hinter jedem starken Mann, steht eine noch stärkere Frau, das weiß ich nun.

Wenn wir nicht wären- wenn wir unseren Männern nicht den Rücken freihalten würden, wenn wir nicht mit vollem Einsatz den Haushalt, Kinder und Arbeit unter einen Hut kriegen würden, ohne auch nur das Geringste von unseren Männern zu erwarten, würde der Bundeswehr so manch guter Soldat fehlen.

Ich bin sehr, sehr stolz auf meinen Mann, auf seine Arbeit und seinen Einsatz und ich bin der Meinung, dass unser Land den deutschen Soldaten noch ein Stück weit mehr Anerkennung schenken könnte. Ich finde es sehr schade, dass die Bundeswehr und unsere Soldaten gut genug sind, wenn sich die sicherheitspolitische Lage in unserem Land verschlimmert, ihnen im Optimalzustand jedoch keinerlei Beachtung geschenkt wird.

Ich wünsche uns und unserem Land ein wenig mehr Patriotismus. Ich wünsche es meinem Mann, denn er  hat es verdient, dass man ihm öfter sagt: Hej, es ist toll was du machst. Du setzt dich für unser Land ein, riskierst dein Leben, obwohl deine Familie zu Hause auf dich wartet, ein kleines Baby, welchem du nicht bei seinen ersten Schritten zuschauen kannst, ein Baby welches das erste Mal deinen Namen sagt und du es nicht miterleben darfst. Du kannst nicht bei deiner Frau sein, die Frau, die jede Nacht dein Gesicht vor ihren Augen hat, bevor sie einschläft, Angst um dich hat, dich vermisst und sich nach dir sehnt.

Ich bin mit Leib und Seele Soldatenfrau. Ich liebe meinen Mann und ich bin sehr stolz auf ihn!

 

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Was denkt ihr?

 

Stadtkindgrüße

Tina

18 Kommentare zu „Soldatenfrau- Und wo ist meine Medaille?

  1. Ach meine liebe Tina, obwohl ich keine Soldatenfrau bin kann ich sehr gut mit dir fühlen! Das ist schon eine richtig starke Leistung und dieses Heldentum von früher gibt es nicht mehr. Leute machen sich über das, was du schreibst einfach keine Gedanken mehr! Ich ziehe meinen meinen Hut vor deinem Mann und noch mehr vor dir, die seine Entscheidung unterstützt und damit lebt!

    Sei gedrückt
    Katja

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  2. Hach, so ein toller Text. Es hat mich ganur traurig gemacht. Wünsche Dir ganz viel Kraft und, dass Dein Mann immer gesund und glücklich zu euch Heim kommt. Man hat so was auch immer nicht im Kopf, wenn man nicht direkt betroffen ist! Von mir würdest Du und all die anderen Frauen sofort ein Medaille bekommen!
    Ganz liebe Grüße,
    Natalia

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  3. Ein sehr interessanter und herzwärmender Beitrag! Ich finde es bewundernswert, wie Du 150% hinter Deinem Mann und seiner Berufswahl stehst und Du die meiste Zeit des Alltags alleine mit Kind bewältigst. Wenn ich ehrlich bin, habe ich mir nich nie wirklich Gedanken gemacht, wie das Leben als Soldatenfrau ist- mein Mann arbeiter derzeit im Homeoffice und ist deswegen vergleichsweise sehr kontinuierlich präsent. Hut ab vor Dir und danke, dass Du auf dieses Thema aufmerksam gemacht hast! Viele Grüße! Claudia

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      1. Naja…ehrlich gesagt wäre es umgedreht auch mal ganz nett, die Wohnung nur für sich alleine zu haben und nicht Rücksicht nehmen zu müssen auf den konzentrierten Mann. Mit zwei spielenden, singenden, zankenden Kindern nicht immer einfach, als lässige Diplomatin und Friedensrichterin aufzutreten!😂😂

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  4. Liebe Tina, ich habe über diese Seite noch nie wirklich nachgedacht, aber ja, Du hast Recht. So eine Belastung als Paar und als Familie auszuhalten, funktioniert wahrscheinlich nur, mit einer starken Frau an der Seite des Soldaten. Ich möchte nicht mit Dir tauschen, aber die Liebe siegt bei euch und das ist bestimmt eine sehr innige Erfahrung. Auch ich wünsche euch von Herzen alles Gute 💗

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  5. Liebe Tina,
    Ich liege hier mit Tränchen in den Augen. Zum Einen weil ich durch die letzten sechs Monate ansatzweise weiß, wie du dich fühlst. Ja wir sind stark, wir unterstützen unseren Partner, sehen wie sehr er in dem was er tut aufgeht und sind stolz auf ihn. Aber da ist auch die andere Seite. Die es schwer macht ihm ein gutes Gefühl zu geben, damit er wieder gehen kann. Die Nächte allein im Bett, die Tränen der Kinder und der Wunsch danach, dass es endlich so normal ist wie bei anderen. Es ist so verdammt schwer die Balance zu halten zwischen Mut und Trauer. Und auch die Männer sind oft traurig, denn es sind gute Familienväter. Das macht es für mich manchmal kaum aushaltbar.

    Zum Anderen berührt mich der Text, weil du einfach so Recht hast. In unserem Land gibt es seit 70 Jahren keinen Patriotismus mehr. Es wird global gedacht und das ist auch gut so. Stolz auf das eigene Land zu sein bringt uns nicht weiter, denen zu helfen, die in Not sind aber schon. Wir sind stolz auf unsere Willkommenskultur, freuen uns zu helfen und etwas vom großen Kuchen abgeben zu können.
    Aber an die Soldaten, die an vorderster Front stehen und dafür sorgen, dass es den armen Menschen vor Ort besser geht, daran denkt niemand. Wir haben das Previleg, dass unsere Soldaten nicht in den Krieg ziehen müssen, um uns zu verteidigen, aber sie gehen trotzdem in diese gefährliche Situation, um den Frieden auf der Welt zu sichern. Das macht es wirklich zu etwas besonderem. Und durch die Abschaffung der Wehrpflicht, zeigt ihr Einsatz, wie wichtig Ihnen das Leben anderer Menschen ist. Ich finde das ganz ganz stark. Danke dafür.

    Und dir liebe Tina werden die Augen deiner Kinder wahrscheinlich noch viele viele Jahre Dankbarkeit zeigen. Denn auch du kämpfst an vorderster Front, dem Alltag, dafür dass es deiner Familie an nichts fehlt. Bei mir ist die Zeit abzusehen, bei dir so schnell kein Ende in Sicht. Und dafür bewundere ich dich. Du bist ein wunderbarer Mensch und ihr seid so eine zauberhafte Familie – ich bin mir sicher – ihr bewahrt euch das.

    Ganz viel Liebe aus NL an euch, Sarah

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    1. Meine Liebe Sarah, ich danke dir so sehr für diese Worte!! Ich finde man müsste auch den Alleinerziehenden viel mehr Beachtung und Anerkennung entgegen bringen..!
      Du machst das ebenfalls ganz toll! Ich bin sehr froh, dass ich dich kennen gelernt habe 🙂
      Ganz lieben Gruß

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  6. Vielen lieben Dank für diesen Text! Du hast so Recht.
    Ich kenne das auch; beim zweiten Einsatz war unsere Maus 9 Monate alt, zwei weitere folgten. Der letzte auch mit zwei Kindern…
    Aber wir haben es als Paar und als Familie geschafft und das macht mich ganz stolz.

    Lieber Gruß
    Jule

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    1. Liebe Jule, fast wäre dein Kommentar hier untergegangen! Danke dafür! Ich ziehe mein Hut vor euch, besonders vor Dir! Du kannst sowas von stolz sein! 3 Einsätze mit 2 Kindern! Einfach Wahnsinn! Wie habt ihr das nur geschafft?
      Sei lieb gegrüßt
      Tina

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      1. Ich bin so spät dran- aber durch einen versetzungsbedingten Umzug ging so manches im Überblick verloren…
        Danke für die lieben Worte! Irgendwie ging es halt- manchmal frag ich mich auch wie. Es war manches Mal schon sehr hart..Aber man wächst dran und hat uns sowohl als Familie als auch Paar mehr zusammen geschweißt.

        Ganz liebe Grüße

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